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Coming-out

Bin ich schwul? Woher weiß ich es?

Von DBNA Team • 14.03.2024
Bin ich schwul? Woher weiß ich es?

Svitlana Hulko/Shutterstock

Du weißt nicht genau, was deine sexuellen Empfindungen bedeuten sollen. Bin ich homosexuell? Bin ich bisexuell? Bin ich doch hetereo?

Du bist verwirrt und weißt vielleicht nicht, was das alles bedeuten soll. Wie du dich und deine Sexualität beschreiben sollst.

Du brauchst dich damit ja nicht zu beeilen und musst dich auch nicht jetzt sofort entscheiden, als was du dich selbst bezeichnen würdest. Sexuelle Identitäten entwickeln sich mit der Zeit.

"Frauen haben mich nie wirklich angezogen, aber dass ich schwul bin, wusste ich, als die Pubertät anfing. Ich fühlte mich zu den anderen Jungs hingezogen und wollte wissen, wie sie so sind."
Sascha, 17

Die meisten Jungs machen sich viele Gedanken über Sexualität in den Jahren der Pubertät (meistens zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr), denn ihre Körper beginnen sich zu verändern und ihre Hormone lösen so manche verwirrende Empfindung aus.

Bin ich schwul?

Manchmal sind die sexuellen Empfindungen so stark, dass sie nichts mit einer besonderen Person oder auch Situation zu tun haben, sondern scheinen ohne Grund aufzutauchen. Mit den Jahren wirst du herausfinden, wen du anziehend findest. Viele schwule Jungs stellen fest, dass ihre Anziehung zu Jungs und Männern mit der Zeit immer klarer wird: Ich bin schwul.

"Eines Tages blätterte ich durch ein Magazin, da war ein süßer Typ und Bumm! Da wusste ich's."
Björn, 16

Es kann passieren, dass du dich in einen deiner Klassenkameraden verliebst oder vielleicht auch, dass du dich in einen erwachsenen Mann verguckst. Diese Erfahrungen kannst du als angenehm, beunruhigend oder auch als irgendwas dazwischen empfinden.

"Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das erste Mal bemerkt habe, dass ich schwul bin, aber ich erinnere mich, dass mich der Gedanke an Sex mit Männern schon immer erregt hat."
Andreas, 19

Mit 16 oder 17 fangen viele Jugendliche an, sich Gedanken darüber zu machen, als was sie sich selbst bezeichnen würden, während andere lieber noch ein wenig damit warten.

Mache den Test: Wenn du glaubst, dass du schwul sein könntest, stelle dir folgende Fragen

  • Fühlt es sich gut an, wenn ich andere Jungs anschaue oder an sie denke?
  • Bin ich jemals in einen Jungen oder Mann verknallt oder verliebt gewesen?
  • Fühle ich mich anders als andere Jungs?
  • Geht es in meinen sexuellen Träumen und Fantasien um Jungs oder um Mädchen?

Es ist gar nicht schlimm, wenn du diesen Test jetzt nicht beantworten kannst. Mit der Zeit wirst du da sicherer werden. Du und wirklich nur du selber weißt, was die richtige Bezeichnung für dich ist.

Queere Jugendgruppen und Jugendzentren

Du möchtest andere queere Menschen außerhalb des Internets kennenlernen? In vielen Städten gibt es queere Jugendgruppen und Jugendzentren.

Bei DBNA findest du in der Rubrik "Gruppen" noch zahlreiche weitere Jugendgruppen und Organisationen, die du besuchen kannst.

Was heißt es, schwul zu sein?

Männer, die sich selbst als schwul bezeichnen, fühlen sich sexuell zu anderen Männern hingezogen und verlieben sich auch in Männer. Ihre sexuellen Gefühle gegenüber Männern sind für sie normal und natürlich.

Als schwul bezeichnet man Männer, die sich in andere Männer verlieben und sich sexuell zu ihnen hingezogen fühlen. Ihre Gefühle mögen auf den ersten Blick ungewöhnlich sein, aber beim genaueren Hinsehen sind sie sehr normal. Nichts, für das man sich schämen muss.

Die Gefühle für das gleiche Geschlecht treten zum ersten Mal auf, wenn die Jungs in die Pubertät kommen. Sie spüren dann, dass sie "anders" sind als ihre Klassenkameraden. Sie verlieben sich nicht in Mädchen, sondern in Jungs. Das zu akzeptieren ist nicht leicht, denn häufig werden über Schwule Witze gemacht. Und wer möchte schon, dass er zu einer Zielscheibe für Witze wird?

Wenn Frauen sich in Frauen verlieben, sind sie lesbisch.

Einer von 20

Wissenschaftler sagen, dass ungefähr einer von 20 Menschen auf der Welt schwul oder lesbisch ist. Das bedeutet, dass sich in einer durchschnittlichen Klasse etwa ein Schüler*in in das eigene Geschlecht verlieben kann.

Auch in der Tierwelt gibt es Schwule und Lesben. Wissenschaftler*innen haben schon bei mehr als 1500 Tierarten beobachtet, dass sich Männchen in Männchen und Weibchen in Weibchen verlieben. Im Bremerhavener Zoo leben zum Beispiel die schwulen Pinguine "Vielpunkt" und "Z" als glückliches Paar zusammen. Schwulsein und Lesbischsein ist also etwas ganz natürliches.

Lernen, sich selbst zu mögen

Es ist nicht einfach, zu entdecken, dass man schwul ist. Es ist ziemlich offensichtlich, dass ein Teil unserer Gesellschaft immer noch nicht viel von schwulen Leuten hält.

Man kennt die verletzenden Witze, die Vorurteile und die falschen Vorstellungen, die manche Menschen von Schwulen haben. Häufig wissen die Leute einfach nicht, wie sie mit Sachen umgehen sollen, die sie nicht kennen und die für sie vielleicht ungewohnt sind.

"Ich musste erst einmal eine ganze Menge an heterosexueller und religiöser Erziehung über den Haufen werfen, denn deswegen fühlte ich mich als Schwuler ziemlich beschissen. Ich fing erst an, mich selbst zu mögen, als ich dann andere schwule Leute traf und zu einer schwulen Jugendgruppe ging. Danach wurde ich immer zufriedener mit mir selber."
Markus, 18

Deswegen hassen einige Menschen Lesben und Schwule sogar, und manche fühlen sich unwohl, wenn sie in der Nähe von lesbischen Frauen und schwulen Männern sind.

Es ist also kein Wunder, dass man sich dafür entscheiden könnte, sich und sein Schwulsein vor anderen zu verstecken. Manchmal scheint es sogar einfacher zu sein, sich vor sich selbst zu verstecken. Dir könnte die Frage durch den Kopf gehen, ob du normal bist. Vielleicht hast du Angst davor, dass jemand etwas von deinem Schwulsein erfahren könnte.

"Im Schrank bleiben?"

Anderen Jungs, die schwul sein könnten, gehst du vielleicht aus dem Weg, weil du Angst davor hast, was die Leute sonst denken könnten. So viel Aufwand zu betreiben, um die eigenen Gedanken und Gefühle versteckt zu halten, nennt man auch "Im Schrank bleiben".

Und in diesem "Schrank" kann es schon verdammt eng und vor allem einsam werden, selbst wenn du dort versteckt bleibst, um dich vor deiner Umwelt zu schützen. Es kostet ziemlich viel Kraft, die eigenen Gefühle vor sich selbst zu leugnen, und das kann manchmal auch nach hinten losgehen.

"Ich hab irgendwann einfach die Fakten akzeptiert. Ich konnte und wollte ab einem gewissen Zeitpunkt mein Schwulsein nicht mehr leugnen. Warum soll ich so tun, als wär ich jemand anderer als der, der ich eben bin?"
Andreas, 19

Vielleicht hast du schon versucht, dich mit Alkohol oder anderen Drogen zu betäuben, um nicht mehr so viel über deine verwirrenden Gefühle nachzudenken. Und vielleicht hast du sogar schon einmal über Selbstmord nachgedacht. Wenn ja, dann wäre es sicher gut, einmal mit den Leuten bei einer Hotline oder einer Beratungsstelle zu sprechen.

Denn es gibt auch andere Möglichkeiten als sich vor seinen eigenen Gefühlen zu verstecken. So unangenehm und schmerzhaft sie auch sein mögen, im Grunde sind sie genau so wertvoll wie jede andere Empfindung auch - denn sie sind ein wichtiger Teil von dir und deiner Persönlichkeit.

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Warum muss ich mich überhaupt outen?

Sicherlich eine berechtigte Frage. Kam schon mal jemand total aufgelöst auf dich zu und hat dir unter Tränen gestanden, dass er sich nun endlich als Hetero outen möchte? Nein? Nun, in Anbetracht dieser Tatsache ist es wichtig zu fragen, warum unsereins überhaupt unter den Druck stehen soll, seine Sexualität offen verkünden zu müssen.

Dieser Gedankengang hat natürlich seine Berechtigung und ist moralisch gesehen auch absolut legitim. Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig! Das gilt doch auch für Heterosexuelle, warum also nicht auch für uns?

Die Antwort ist nicht so einfach.

Historisch betrachtet scheint es in der Natur des Menschen zu liegen, dass Andersartige und Minderheiten ausgegrenzt, übergangen und aus dem öffentlichen Bewusstsein auch gern verdrängt werden. Und so traurig es auch sein mag: Wir sind eine Minderheit. Mehr noch: eine Randgruppe. Und um noch einen draufzusetzen: eine versteckte Randgruppe.

Denn trotz aller Klischees und Vorurteile sieht man uns unsere Neigung nun mal nicht an. Diese Tatsache verstärkt den Drang der homogenen, heterosexuellen Gesellschaft uns zu missachten, Vorurteile unterschwellig beizubehalten und unsere Interessen und Begehren über Generationen hinweg zu ignorieren nur noch weiter, denn in großen Teilen unserer schönen Republik tauchen Homosexuelle nun mal nicht im Alltagsleben auf.

Wir hüpfen vielleicht ein paar mal im Jahr verkleidet, geschminkt und gut gelaunt - wie Homos ja nunmal immer sind - bei Straßenfesten durch's Bild einer Fernsehkamera und denken, der typische Heterosexuelle würde das in irgendeiner Art und Weise mehr honorieren, als dass er nicht seine Vorurteile bestätigt sehen würde, um dann gelangweilt wegzuschalten.

Wie ändere ich diese Situation?

Die Antwort liegt auf der Hand. Wenn du im Leben mehr willst als das Minimum, welches dir von der heterosexuellen Gesellschaft zugestanden wird, dann musst du für deine Rechte und Interessen als Individuum einstehen. Du musst mehr sein wollen als der versteckte Homosexuelle, der sich nicht outet, um ein integriertes Mitglied der Gesellschaft zu bleiben, welches keine Spannungen zu erzeugen hat. Du musst aufstehen.

Du musst zeigen, dass Homosexuelle nicht nur am CSD existieren. Du bist ein realer schwuler Mensch und du hast Bedürfnisse - wie jeder andere Mensch auch. Du hast das Recht, dass diese Bedürfnisse Beachtung finden. Dies ist ein hinreichender Grund für ein Coming-out.

Was überwiegt mehr? Vorteile oder Nachteile eines Outings? YouTuber Tommy Toalingling geht in diesem Video "Warum du dich outen MUSST" diesen Fragen auf den Grund:

Meine Eltern

Fragen, die du dir sicher stellst:

  • Wie soll ich es nun meinen Eltern sagen?
  • Kann ich das so einfach?
  • Und wann ist der richtige Zeitpunkt?
  • Wie werden sie reagieren?
  • Wie wird sich meine Mutter, mein Vater, Bruder oder Schwester verhalten?
  • Kennen sie mich dann nicht mehr? Fragen, die du dir sicher auch schon gestellt hast.

Nun du weißt, dass du dich mehr für Jungs interessierst als für Mädchen. Gerne möchtest du es deinen Eltern auch erzählen und deinen Freund mit nach Hause bringen können. Doch immer kommt sie wieder: Die Frage, ob du jetzt endlich eine Freundin hast, wie sie heißt, wie alt sie ist und welche Haarfarbe sie hat. Du sagst immer, dass du im Moment Single bist. Das ewige Anlügen der Eltern hältst du langsam nicht mehr aus.

Doch wann soll ich ihnen sagen, dass ich anders bin? Soll ich's zuerst der Mutter oder dem Vater beichten? Sicher ist es wichtig, dass du einen geeigneten Zeitpunkt abwartest. Wann ein solcher eintrifft, musst du selber herausfinden. Der eine hat's während des Abendessens vor der ganzen Familie gesagt, ein anderer während eines Streits, wieder ein anderer per Whatsapp aus den Ferien...

"Mama, Papa. Ich bin schwul..."

Eigentlich ist es nur ein einziger Satz. Schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Doch das ist es irgendwie nicht. Wie erzähle ich es meinen Eltern? Wie wird ihre Reaktion sein? Diese Fragen quälen dich und machen dir Angst.

Familien sind sehr unterschiedlich. Daher gibt es auch kein Patentrezept, wie du deinen Eltern am besten sagst, dass du schwul bist. Gefühle, Umstände und Situationen unterscheiden sich von Familie zu Familie.

"Das Gefühl endlich aus dem Schrank befreit zu werden ist einfach unbeschreiblich und heute denke ich, ich hätte es schon früher angehen sollen."
Luis, 14

Aber die Reaktionen werden bei vielen Eltern die selben sein. Das zu wissen, kann sehr hilfreich für dich sein, damit du dich auf diese Situationen einstellen kannst.

Ich habe euch etwas zu sagen

Du hast vor einiger Zeit herausgefunden, dass du schwul bist. Deine Eltern aber haben keine Ahnung davon, dass du nichts von Mädels willst. Sie gehen fest von einem heterosexuellen Sohn aus, der sie eines Tages zu Großeltern machen wird.

Gerade die Eltern, die glauben, ihren Sohn wirklich gut zu kennen, werden aus allen Wolken fallen, wenn sie erfahren, dass ihr Sohn schwul ist. Dies muss aber bei weitem nicht heißen, dass sie sich nicht damit arrangieren können und werden.

Es kann durchaus etwas dauern und Zeit in Anspruch nehmen Tage, Wochen, Monate. Aber die meisten Eltern akzeptieren schließlich ihre Kinder so, wie sie sind. Viele Eltern sind sogar stolz, das ihr Sohn diesen Schritt gewagt hat, sich zu outen.

Schaut euch dazu das Video "COMING OUT vor den ELTERN." von David Milan an:

Viele Jungs hatten nach ihrem Coming-out ein viel besseres Verhältnis zu ihren Eltern als zuvor.

Nach deinem Coming Out kennen dich deine Eltern besser als vorher, und durch deine Offenheit ihnen gegenüber kann es euer Vertrauen ineinander stärken. Du bist ja schließlich immer noch derselbe Mensch, den deine Eltern geboren, aufgezogen und geliebt haben.

Es ist hilfreich zu wissen, dass deine Eltern sicherlich durch mindestens genau so viele emotionale Höhen und Tiefen gehen wie du. Manche dieser Emotionen sind vielleicht auch negativ. Aber die meisten Eltern versuchen ihr aller möglichstes, das Beste für ihren Sohn zu tun und unterstützen ihre Kinder so gut wie sie können.

YouTuber Elliott Tender erklärt euch in diesem Video "die 5 Phasen von Eltern nach einem Coming-Out!":

Eltern hatten keine Vorbereitungszeit

Nur wenige Eltern ahnen, dass ihr Sohn homo- oder bisexuell sein könnte. Jedoch selbst die, die vielleicht zuvor schon Vermutungen hatten, sind dann schockiert, traurig oder wütend sobald die Katze aus dem Sack ist.

Versuche die Reaktion zu verstehen und bedenke dabei: Du hattest vielleicht mehrere Jahre Zeit herauszufinden und zu erkennen, dass du schwul bist. Wenn du dich bei deinen Eltern outest, hatten sie diese Vorbereitungszeit nicht.

Sie sind von hier auf jetzt mit einer Situation konfrontiert, mit der sie nie gerechnet hätten. Sie sind überfordert. Deine Eltern werden Zeit brauchen, um diese Nachricht zu verarbeiten, genau wie du sie gebraucht hast.

Sie haben Ängste, vor den Nachbar*innen, vor den Verwandten, vor den Arbeitskolleg*innen. Einfach vor dem Gerede der Anderen.

Diese queeren YouTuber und Channels solltest du abonnieren

Freund*innen, Schule, Uni, Arbeit

Im nächsten Teil geht's um dein Coming-out bei besten Freund*innen, in der Schule, Uni oder in der Arbeit.

Außerdem haben wir Tipps, wie du dich bei deinem besten (hetero) Kumpel outest.

Weitere Quellen: Texte mit freundlicher Genehmigung von Jugendnetzwerk Lambda

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