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"Es muss schwule Lehrer als Vorbild geben"

Von Fabian
"Es muss schwule Lehrer als Vorbild geben"

Inszeniert

Am 1. April feiert die 2. Staffel von KUNTERGRAU in Köln Premiere. Neu dabei ist die Rolle Raphael, gespielt von Cedric. Der 23-jährige Lehramtsstudent (Deutsch & Niederländisch) erzählt im Interview mit dbna über unerwartete Begegnungen beim Casting mit einem Schauspiellehrer und warum er keine Angst davor hat, dass seine zukünftigen Schüler*innen KUNTERGRAU sehen.

Hallo Cedric, ohne zu viel zu verraten: Wer ist deine Rolle in der zweiten Staffel von KUNTERGRAU?

Ich spiele einen Freund von Lukas, den er noch aus der Schule kennt. Ich komme nach Köln, weil ich nicht mehr so gerne in meinem Dorf bleiben möchte. Dabei bringe ich - um es vorsichtig auszudrücken - etwas Unruhe in die Beziehung von Lukas und seinem Freund.

Ist das eine Rolle, mit der du dich privat gut anfreunden kannst?

Ich kann mich insofern mit der Rolle gut anfreunden, als dass ich den Wunsch kenne, aus seinem Dorf raus zu wollen und in die Stadt zu gehen. Dass man Erfahrungen machen möchte. Dass man neue Leute kennen lernen möchte. Das auf jeden Fall!

Du kommst nicht ursprünglich aus der Großstadt?

Nee, ich komme aus einer Kleinstadt, Linz am Rhein. Das liegt ganz im Norden von Rheinland-Pfalz.

Wie bist du den von dort zu KUNTERGRAU gekommen?

Ich wurde übers Jugendzentrum anyway, wo KUNTERGRAU entsteht, darauf aufmerksam. Ich war damals schon beim Casting für die erste Staffel. Aber das hat dann zeitlich bei mir mit Studium und Co. nicht gepasst. Dann gab es das Casting für die zweite Staffel und ich durfte nochmal vorsprechen. Die Rolle hat dann auch sehr gut zu mir gepasst.

Cedric spielt Raphael, einen Freund von Lukas (Daniel Kosic).
Cedric spielt Raphael, einen Freund von Lukas (Daniel Kosic).

KUNTERGRAU

Du hattest beim Casting die wunderschöne Begegnung, dass du einen alten Bekannten wiedergetroffen hast: Wie war das für dich?

Genau, ich habe meinen alten Schauspiellehrer getroffen. Das war schon sehr aufregend, weil es auch eine Szene gab, in der man sich auch nähergekommen ist und gemeinsam im Bett liegt und ein bisschen kuschelt. Er hat mir damals super viel beigebracht, als ich noch wirklich klein war, so mit 13, 14 Jahren. Das war einer meiner ersten Schauspielkurse, die ich hatte. Da man ihn nur so als Lehrer und auch als Vorbild kennt, war das noch etwas ungewohnt, weil man dann dort so lag und so eng aneinander liegen musste. Aber es hat super viel Spaß gemacht und ich konnte mich wirklich auf ihn verlassen und das Vertrauen zu ihm fassen. Denn ich war wirklich aufgeregt.

Du hast Schauspielerfahrung vom Jungen Theater Bonn. Wie war für dich der Unterschied zwischen Theaterbühne und Schauspiel für die Kamera?

Um ehrlich zu sein: zuallererst schwer, weil es doch eine andere Art ist zu spielen. Ich habe gemerkt, dass man viel mehr mit sich, viel zurückgenommener, viel natürlicher spielt vor der Kamera. Das musste ich lernen. Es kommt mir auch intimer vor, teilweise auch realistischer. Man muss sich nicht so viel vorstellen. Im Theater ist es manchmal so, dass man nur vor einem schwarzen Vorhang oder einem minimalistischen Bühnenbild steht und sich alles vorstellen muss an Umgebung. Da gehört super viel Arbeit dazu. Im Film ist dann wirklich alles realistisch, weil man direkt an einem echten Ort ist. So findet man auch viel leichter zur Rolle. Allerdings würde ich nicht sagen, dass mir die Filmarbeit bisher besser gefällt. Theater ist einfach schön, weil man dieses Feedback vom Publikum hat, weil da so eine Dynamik auf der Bühne ist. Man spielt das Stück von vorne bis hinten durch. Man wird nicht unterbrochen. Beim Film muss man hingegen eine Szene zwanzig Mal drehen.

Gibt es denn bestimmte Erinnerungen, die vom Dreh gedanklich noch vibrieren?

Ich kann mich sehr positiv und ganz toll an die Szene erinnern, die wir auf dem Dach gedreht haben. Das war eine so traumhafte Location. Alle Leute waren super nett. Wir lagen in diesen schönen Decken und die Fackeln um uns herum. Davon habe ich noch wochenlang bei meinen Freunden geschwärmt.

Weil du ein großer Romantiker bist oder warum?

Es war so eine schöne Stimmung, wirklich. Ich konnte mich einfach in die Situation meiner Rolle hineinversetzen. Wenn ich mir jetzt vorgestellt habe: Ich komme aus dem Dorf und bin da plötzlich unter Leuten, die so denken wie ich und die sich mit mir verbunden fühlen. Die Rolle hat natürlich was anderes erlebt, aber genau dieses Gefühl hatte ich auch: Ich bin hier bei Menschen angekommen, mit denen ich mich verbunden fühle und mit denen ich zusammen an einem Projekt arbeite.

Cedric wollte schon bei der ersten Staffel mitmachen, hatte dann aber keine Zeit.
Cedric wollte schon bei der ersten Staffel mitmachen, hatte dann aber keine Zeit.

KUNTERGRAU

Lass uns vom Dreh nochmal in dein richtiges Leben wechseln. Du bist auf dem besten Weg zum Lehrer. Einige Schüler werden die Serie vielleicht sehen. Welche Gedanken hast du dir dazu gemacht?

Darüber habe ich mir tatsächlich schon Gedanken gemacht. Wie nehmen die Schüler das auf? Vielleicht sind nicht alle Schüler offen oder haben da vielleicht Berührungsängste? Aber gerade darum finde ich es wichtig und stehe auch ganz offen dazu. Man sollte sich nicht verstecken. Es muss auch schwule Lehrer als Vorbild geben. Dadurch dass man offen damit umgeht, kann es auch zur Normalität werden.

Was ich in dem Zusammenhang ganz wichtig finde, ist, dass es auch ein ganz tolles Projekt ist. Es ist ja jetzt nichts Verruchtes oder Komisches, sondern es geht darum, dass diese Serie eine Identifikationsfläche für ganz viele Jugendliche bietet und auf Problematiken aufmerksam macht. Es wird einfach schwules Leben gezeigt, was vielleicht auch nicht so präsent in den Köpfen der Menschen ist. Außerdem ist es das Beste, wenn man als Lehrer man selbst ist. Das ist auch schön und gut für die Schüler. So lernt man dann auch, mehr mit verschiedenen Menschen umzugehen. Deswegen stehe ich dem ganz positiv und offen gegenüber.

Respekt für diesen Mut und diese Einstellung! Am Samstag ist Premiere. Wie groß ist deine Aufregung?

Sehr, sehr groß! Sich auf so einer großen Leinwand zu sehen, ist einmalig. Ich bin auch aufgeregt, weil doch sehr viele Leute kommen und meine Familie das auch sehen wird. Ich hab allerdings auch etwas Angst, wie ich wirken werde. Denn im Schnitt wird ja immer noch vieles entschieden und geändert. Ich sehe das genauso wie die Fans auch zum ersten Mal.

Wir werden sehen, wie es wird. Am 1. April ist es soweit - und dbna wird natürlich berichten. Vielen Dank für das Interview.

Die Premiere von KUNTERGRAU findet am 1. April um 17 Uhr im Cinedom im Mediapark in Köln statt. Der Eintritt ist frei. Karten werden ab 16:30 am Premierencounter im Foyer des Cinedoms ausgegeben, bis das Kino voll ist (500 Plätze). Hier geht's zur Veranstaltung auf Facebook.

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