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Keine Tunten, Dicke, Spinner, Freaks, Asiaten oder Alten!

Von Fabian
Keine Tunten, Dicke, Spinner, Freaks, Asiaten oder Alten!
Gettyimages / Ingram Imaging | Model-/Symbolfoto mit Montage

Solche Sätze lesen wir oft auf schwulen Dating-Seiten wie GayRomeo oder der Smartphone-Applikation Grindr. Pauschal schließt der Profilinhaber bestimmte Gruppen aus, von denen er auf keinen Fall Nachrichten bekommen will.

"Der Ursprung davon liegt vermutlich in der katalogähnlichen Versprechung solcher Plattformen", sagt Muriel Aichberger, der Queer-Referent der Studierendenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er vergleicht GayRomeo, Grindr oder Scruff mit dem Einkaufen, sagt, die ganze soziale Interaktion werde von Beginn an konsumistisch betrachtet.

Wer auf diesen und den vielen anderen Seiten angemeldet ist, hat zunächst natürlich ein Bedürfnis. Eine Beziehung, ein Date, neue Leute kennenlernen oder Sex all das scheint die Seite oder App bereitzuhalten. "Diese optimale und zeiteffiziente Erfüllung des Bedürfnisses führt oft dazu, dass Erfahrungen wie etwa ich stehe meistens nicht auf Asiaten verkürzt werden zu no asians", sagt Aichberger weiter. Dass solche Aussagen rassistisch sind, entgehe dem Profilgestalter mit der Begründung, er stehe da einfach nicht drauf. Rassismus aus Oberflächlichkeit also.

Ganz so einfach scheint es nicht zu sein. "Erst einmal müssen diese Pauschalisierungen nicht rassistisch motiviert sein, auch wenn sie es dennoch oft sind", sagt Muriel Aichberger. Er führt das aber auch auf die Gestaltung dieser Seiten selbst zurück, die auf Oberflächlichkeit angelegt sei. Neben ethnischen Merkmalen spielen deshalb auch Körpermerkmale (keine Dicken!), Verhaltensnormen (nur Heterolikes bitte!) sowie Fetische und Ausstattung (unter Schwanzgröße L geht nichts!) eine Rolle. Der Queer-Referent spricht bei solchen Plattformen daher von "Wunscherfüllungsmaschinen", die versprechen, alle unsere Träume Wahrheit werden zu lassen. Er ergänzt, dass dabei doch die meisten nicht einmal selbst wüssten, wie die Erfüllung aller Ideale aussehen würde.

Gettyimages / Brand X Pictures | Model-/Symbolfoto mit Montage

Viele sind sich dagegen nur sicher, wie ihr Ideal nicht aussieht. "Dicke gefallen mir einfach nicht" oder "Ich habe nichts gegen Asiaten, aber sie sind nun mal nicht mein Typ" sind die häufigsten Argumente, wenn man den Profilinhaber auf Pauschalisierungen anspricht. Was einem gefällt und was nicht, steht natürlich jedem frei. Für Aichberger besteht die Diskriminierung jedoch darin, das öffentlich im Profil zu erklären. In einer Nachricht zu entscheiden, ob jemand gefällt oder nicht, "ist etwas völlig anderes, als eine Gruppe anhand eines Merkmals zu pauschalisieren", sagt er,  "das schafft das Problem, das schafft mitunter sogar Selbsthass."

Als Beispiel dafür nennt er das Straight Acting. Das bedeutet, dass sich Homosexuelle möglichst wie Heteros verhalten und keine Klischees erfüllen. "So zu sein wie Heteros heißt nichts anderes, als im Umkehrschluss homo sein eigentlich minderwertig zu finden", sagt er. Die immer noch verinnerlichte Abneigung von Homosexualität führe dazu, dass sogar Schwule den Wunsch empfinden, "normal" und ein "echter" Mann sein zu wollen.

Die Lösung für solche Problematiken lässt sich einmal mehr sagen als tun: "Das Bewusstsein der Benutzer solcher Plattformen zu stärken, sie zu sensibilisieren und klar zu stellen, dass die pauschale Ablehnung von Gruppen zu Verletzungen, Ausgrenzung und Diskriminierung führt", schlägt Muriel Aichberger vor. Auch ein Blick ins eigene Profil dürfte dabei nicht schaden.

Weitere Quellen: Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit dem Magazin out!, Gettyimages (siehe Kennzeichnung am Bild) | Model-/Symbolfoto mit Montage

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