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Bei Google ist nicht nur das Logo bunt

Von DBNA Team
Bei Google ist nicht nur das Logo bunt
Dennis Sulzmann

Immer mehr Unternehmen schreiben sich Diversity auf die Fahne. Es ist egal, woher ein Mitarbeiter stammt, welcher Religion oder Kultur er angehört, welche sexuelle Orientierung er hat. Diversity Management nimmt Mitarbeiter so, wie sie sind: Individuell verschieden. Es ist eine neue Form der Wertschätzung, die ein Konzern perfektioniert hat: Google.

Die Deutschland-Zentrale des Internet-Riesen steht in Hamburg, direkt in der Innenstadt, ein riesiges Gebäude aus Stahl und Glas. Hier arbeiten etwa 500 Menschen in hellen, bunten Büros, zwischen Ruheräumen, die wie Flugzeugkabinen aussehen, und Besprechungszimmern, in denen Grammophone von der Decke hängen. Wer sich auf ein Meeting vorbereiten muss, kann sich mit seinem Laptop ins Bällebad legen. Wer Durst hat, bedient sich in den Teeküchen - natürlich kostenlos. Eine ist wie ein französisches Straßenbistro eingerichtet.

Die "Gayglers" sind die Gruppe der LGBT-Mitarbeiter bei Google.
Die "Gayglers" sind die Gruppe der LGBT-Mitarbeiter bei Google.
google.com Screenshot

Auf dem Weg zur Kantine hängt die Diversity Wall. Die Mitarbeiter müssen sich nicht verstecken, nur weil sie sind, wie sie sind. Jeder soll sehen, dass Vielfalt nicht nur toleriert, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Auf Kreidetafeln werden Veranstaltungen angeboten, eine Gruppe heißt in der Google-Sprache die Gayglers. Es sind die Schwulen, Lesben und Transgender bei Google, ein zusammengesetzter Begriff aus Gay und Google. Sie verabreden sich regelmäßig im Konzern und privat, tauschen sich aus und helfen einander, wo immer es nötig ist. Die schwulen Googler kümmern sich um Kollegen in anderen Ländern, in denen Homosexualität noch nicht so anerkannt ist. Sie leisten Aufklärung und bieten Hilfe an.

Google stellt nur eine Regel auf, wenn es um Diversity geht: Jeder kann so sein, wie er ist, keiner muss sich verstecken. Es ist ein Selbstverständnis, das sich aus zwei Überzeugungen speist: Es ist zum einen der menschliche Hintergrund: Google fühlt sich verpflichtet, aus ethisch-moralischen Gründen das Richtig zu tun. Jeder wird akzeptiert. Zum anderen ist es - Google will Geld verdienen - betriebswirtschaftlicher Opportunismus. Studien sind zum Ergebnis gekommen, dass Teams produktiver arbeiten, wenn sie nicht homogen sind, wenn also alle Geschlechter, sexuellen Orientierungen und Kulturen vertreten sind. Erst dadurch fließen unterschiedliche Aspekte in die Arbeit ein. Vielfalt nutzt also dem Geschäft.

Die Kollegen entscheiden bei Google, ob jemand ins Team passt, nicht die Personalabteilung.
Die Kollegen entscheiden bei Google, ob jemand ins Team passt, nicht die Personalabteilung.
iStockphoto.com / svetikd / Svetlana Damjanac - Symbol-/Modelfoto

Es gibt keine Vorschriften, wie Diversity bei Google umsetzt wird. Es ist eher ein schleichender Prozess, der schon bei der Einstellung neuer Mitarbeiter beginnt. Google hat die Personalabteilung bewusst "entmachtet" und eine eigene Mechanik entwickelt, um Vielfalt beim Personal zu ermöglichen. Nicht die Personalabteilung stellt neue Mitarbeiter ein. Es ist die Aufgabe der Kollegen zu entscheiden, ob jemand ins Team passt und zum Googler werden soll. Dabei, sagen Verantwortliche, entstehen Gespräche, die ganz anders sind, viel persönlicher und intensiver, als wenn die immer gleichen Leute neue Kollegen einstellen.

Natürlich bedeutet Diversity Management einen höheren Aufwand für die Verwaltung. Google selbst spricht aber nicht von einem finanziellen Aufwand, sondern von einem strategischen Investment. Google investiert in eine Kultur der Vielfalt - und profitiert von Teams, die innovativer, kreativer und produktiver sind. Der Konzern riskiert ganz bewusst Reibereien, die durch diese Verschiedenheit entstehen. Ohne Reibereien, ohne Diskussionen und Auseinandersetzungen entstehen selten neue Dinge. Wenn alle Mitarbeiter das gleiche denken, fühlen und meinen, entsteht Langeweile und Gleichförmigkeit. Und damit lässt sich kein Geschäft machen - erst recht nicht in einem Kreativ-Konzern.

Weitere Quellen: Dennis Sulzmann

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