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Körper

Schön ist nicht gleich schön

Von Fabian
Schön ist nicht gleich schön
iStockPhoto.com / digitalimagination - Model-/Symbolfoto

Was als schön und attraktiv gilt, hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Trotz zunehmender Individualität gibt es heute noch bestimmte Idealvorstellungen – nicht umsonst definieren viele ihren Traummann auch über das Aussehen.

Alte Pinakothek, ein Kunstmuseum in München. Ausgestellt sind unter anderem auch Werke aus der Zeit des Barock (etwa 1575 bis 1770). Ein wichtiger Künstler dieser Epoche ist Peter Paul Rubens, vor dessen Gemälden oft Sätze wie "Hilfe, waren die Frauen damals dick!" oder "wieso sind da alle so fett?" zu hören sind. Nein, die Menschen damals waren nicht dicker als heute (im Gegenteil!), der Geschmack hat sich nur geändert. "Eine weiße Haut und ein beleibterer Körper standen für Wohlstand die Beleibtheit wies auf die gute und üppige Ernährung sowie auf allgemeine Gesundheit hin", erklärt Henry Keazor, Professor für Neuere und Neuste Kunstgeschichte an der Uni Heidelberg. Die weiße Haut war ein Zeichen, dass man nicht im Freien arbeiten musste "und daher privilegiert war gegenüber der arbeitenden Bevölkerung."

Wer nicht draußen arbeiten musste und mehr essen konnte, als er brauchte, hob sich von der Masse ab und galt deshalb als schön beziehungsweise als Ideal. Bestimmt wurden diese Schönheitsnormen von der jeweils herrschenden Klasse. "Einem Bauern wäre es nie erlaubt gewesen, sich wie ein Adeliger zu kleiden", ergänzt Keazor.

Modelkult, Marketing und Werbeikonen haben Vorbildfunktion und beeinflussen unsere Schönheitsnormen.
Modelkult, Marketing und Werbeikonen haben Vorbildfunktion und beeinflussen unsere Schönheitsnormen.
iStockPhoto.com / lofilolo - Model-/Symbolfoto

Kleider machten also schon damals Leute, das gilt heute auch noch. So konnten sich Gruppen miteinander identifizieren und von anderen abgrenzen. Dabei ist wichtig, dass schön nicht gleich schön ist, wie der Sozialpsychologe Dr. Sebastian Stegmann von der Uni Frankfurt erläutert: "Was schön ist, wird bestimmt durch das, was eine spezielle soziale Gruppierung als schön erachtet. Was in einer Gruppe schön ist, muss nebenan noch lange nicht Zustimmung finden." Wie damals definieren auch heute wenige diese Schönheitsideale, nämlich Menschen, die ein hohes Ansehen genießen "und daher auch großen Einfluss auf ihre Gruppenmitglieder haben."

Wenn also auf den Laufstegen in Paris, Mailand und New York überwiegend dürre Models zu sehen sind, kann dies durchaus eine Vorbildfunktion haben. "Ob uns das beeinflusst oder nicht, hängt davon ab, inwieweit wir uns damit identifizieren können", erklärt Stegmann. Hier kann auch von außen ein Druck entstehen, dem sich viele beugen müssen mit schlimmen Folgen. Wenn schlank gleich schön ist, werden Dicke anders behandelt und eventuell sogar diskriminiert. Schlanke Menschen werden hingegen bewundert und erhalten Komplimente, ergänzt der Sozialpsychologe.

Dies stellt einen großen Nachteil der Schönheitsnormen dar. Oft scheint es schwer, dem Gruppenzwang zu entfliehen und stark genug zu sein, Nein zu sagen. Problematisch werden solche Ideale vor allem dort, "wo sie nicht erreicht werden oder gar nicht erreicht werden können", sagt Stegmann. So können sich soziale Isolation oder sogar Diskriminierung ergeben, "was wiederum eine ganz besondere psychische Belastung darstellt."

Schönheitsideale sind ein "allgemeiner, menschlicher Mechanismus", so Sozialpsychologe Dr. Sebastian Stegmann von der Uni Frankfurt.
Schönheitsideale sind ein "allgemeiner, menschlicher Mechanismus", so Sozialpsychologe Dr. Sebastian Stegmann von der Uni Frankfurt.
GhettyImages / Zurijeta - Model-/Symbolfoto

Auf der anderen Seite geben soziale Normen auch Orientierung und sorgen dafür, dass wir uns mit unserer sozialen Gruppe identifizieren können. Besonders in Jugendkulturen wird dem eine große Bedeutung beigemessen. Emos, Punks und Hipster stehen für ganz besondere Styles, Kleidung und Verhaltensweisen. So können sie sich untereinander identifizieren und von anderen Gruppen bewusst abgrenzen. "Indem wir ein bestimmtes Äußeres pflegen, können wir uns abgrenzen und unsere Position im Vergleich zu anderen herausstellen", bestätigt Stegmann.

Im Hinblick auf das als attraktiv geltende breite, gebärfähigere Becken bei Frauen erklärt Stegmann, dass "in gewissen Grenzen Schönheitsideale sicher auch evolutionsbiologische Ursprünge haben. Bestimmte, als schön anerkannte Attribute lassen sich auf gute genetische Ausstattung zurückführen", diese wiederum wird mit besonders vielversprechenden Reproduktions-Chancen verbunden.

Haben Schönheitsideale in einer Zeit zunehmenden Pluralismus und Individualismus überhaupt noch Bestand? Ja, sagt Stegmann: "Da sie soziale Normen sind und diese wiederum ein allgemeiner, menschlicher Mechanismus, werden wir wohl auch in Zukunft Schönheitsideale sehen." Das heißt aber nicht, dass in Zukunft alle Menschen auf das gleiche Ideal ausgerichtet sind, obwohl die weltweite Vernetzung und Globalisierung diesen Anschein erwecken könnten. Jede Gruppe wird auch in Zukunft selbst bestimmen, was sie für schön und attraktiv hält, und ob sie sich von anderen Idealen beeinflussen lässt. Wichtig dabei ist, Trends nicht blind hinterherzulaufen, sondern sie durchaus kritisch zu reflektieren.

Weitere Quellen: Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit dem Magazin out!

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