Menü
Du willst neue Leute kennelernen? DBNA App downloaden!
Liebe & Sex

Heilung ausgeschlossen

Von DBNA Team
Heilung ausgeschlossen
iStockPhoto.com / 3DStock

AIDS ist ein seit den 1980er Jahren bekanntes "erworbenes Immundefektsyndrom" mit spezifischen Symptome. Mit der sogenannten HAART kann ein Ausbruch der Krankheit nach hinten verschoben werden. Doch was ist bei einem Infektionsverdacht zu tun?  

Marcel ist 21 Jahre und hatte seinen ersten Sex mit seinem ersten Freund als er 18 war. In der etwa anderthalb Jahre dauernden Beziehung benutzten sie anfangs Kondome. Mit der Zeit wurde es ernster, beide machten einen HIV-Antikörpersuchtest und verzichteten aufgrund des Testergebnisses auf Safer Sex. Die Beziehung ging zu Ende und Marcel wollte sich erst einmal etwas austoben, was er ausschließlich mit Kondom tat.

Dann lernte der junge Mann jemanden kennen und es entwickelte sich Richtung Beziehung. Da in seiner ersten Beziehung alles gut gegangen war und er Vertrauen zu seinem neuen Partner hatte, schlief er mit ihm ohne Kondom. "Ich habe gedacht: Wenn er mich mag, dann will er mir nicht wehtun. Wenn er HIV-positiv wäre, würde er keinen ungeschützten Sex mit mir haben."
Zweifel nach dem Sex

Marcel hatte nicht berücksichtigt, dass es auch Leute gibt, die nichts von ihrer Infektion wissen.
Nach dem Sex kamen dann jedoch Zweifel auf, die er anfangs verdrängte. "Warum sollte ausgerechnet ich bei diesem einen Mal zur falschen Zeit am falschen Ort mit der falschen Person Sex gehabt haben?"

Die ersten Krankheitsanzeichen (Grippe, eine entzündete Mundschleimhaut) zeigten sich circa zwei Wochen später. Marcel erzählte seinem Arzt von dem ungeschützten Sex, der jedoch nur Antibiotika verschrieb. Die Medikamente halfen, die Angst blieb jedoch.
Marcel entschied sich für einen HIV-Antikörpersuchtest.
Die Diagnose lautete: HIV-positiv.

Ein hartes Urteil, denn: das Humane Immundefizienz-Virus (engl. human immunodeficiency virus), bekannt unter der Abkürzung HIV, löst nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit AIDS aus eine zur Zeit noch unheilbare Krankheit, die zum Tode führt.
Menschenansammlungen sind für den Immunschwachen nicht gerade ungefährlich.
Menschenansammlungen sind für den Immunschwachen nicht gerade ungefährlich.
iStockPhoto.com
Unser Immunsystem ist mächtig, aber machtlos gegen HIV und AIDS

AIDS steht wiederum für "Acquired Immune Deficiency Syndrome" (zu Deutsch: "erworbenes Immundefektsyndrom"). Bei der Krankheit treten spezifische Symptome, aufgrund der Immunschwächung, auf. Doch wofür ist unser Immunsystem überhaupt da?
Es sorgt dafür, dass die Bakterien und Viren, die uns beispielsweise im Bus, im Kino oder in der Schule umgeben, abgewehrt werden und somit eine Erkrankung im Normalfall ausbleibt.

Hier kommt die Tücke des Virus zum Vorschein. Es schädigt nämlich wichtige Abwehrzellen und somit auch unsere Immunabwehr.
Ist das Immunsystem nun sehr stark geschwächt, dann haben es viele andere Bakterien und Viren leicht den Organismus zu schädigen. Somit ist unser Körper beispielsweise im Kino, in der Straßenbahn, im Bus oder im Supermarkt den vielen verschiedenen Bakterien und Viren machtlos ausgesetzt und viele verschiedene Krankheiten bringen viele Symptome mit sich.

Somit sind zum Beispiel die Grippe-Viren für einen immunschwachen Menschen sehr gefährlich, da der Organismus nur sehr schwer mit ihnen fertig wird. Der Körper ist folglich sehr anfällig für weitere Krankheitserreger, zum Beispiel gegenüber Bakterien, die eine Lungenentzündung hervorrufen können. Das schwache Immunsystem ist diesen Mikroorganismen, aufgrund der wenigen Abwehrzellen, hilflos ausgesetzt und bricht letztendlich zusammen, sodass der Tod unausweichlich ist.
Die 80er Jahre Entdeckung von AIDS und Angst vor der Seuche

Der Forscher Michael Gottlieb berichtete über fünf homosexuelle junge Männer mit einer befremdeten Form der Lungenentzündung, was in der Fachzeitschrift "Morbidity and Mortality Report" in einem veröffentlichten Bericht am 5. Juni 1981 publiziert wurde. Dann kam plötzlich die Meldung aus anderen Staaten der USA auf, dass ebenfalls schwule Männer an einer seltenen Krankheit litten.

Bei ihnen wurde eine andere Erkrankung diagnostiziert. Es handelte sich dabei um eine seltene Krebsart, dem Kaposi-Sarkom, die normalerweise nur immunschwache Patienten befällt. Bei der "epidemischen, HIV gekoppelten Form" äußern sich die Symptome durch beispielsweise Abmagerung oder der Entstehung von Geschwüren aus nicht heilenden Hautdefekten. Das klassische "endemische Kaposi Sarkom" äußert sich durch Hautknoten.    
Darstellung des HI-Virus
Darstellung des HI-Virus
iStockPhoto.com / Eraxion
Auch heterossexuelle Frauen betroffen

Bis dahin hatte es noch keine Meldungen von betroffenen heterosexuellen Frauen und Männern. Der Verdacht, dass ausschließlich homosexuelle Männer betroffen wären, mußte dann verworfen werden, als auch Berichte von heterosexuellen Frauen und Blutern öffentlich bekannt wurden. Dem Virus ist es nämlich egal, ob es in einen männlichen oder weiblichen Körper gelangt. Sobald die erforderlichen Schutzmaßnahmen fehlen, kann das Virus auch in den Organismus von Frauen eindringen und sich dort vermehren.
Ende 2009 lebten in Deutschland etwa 12.000 Frauen mit HIV oder AIDS.

Man wählte dann auch Anfang der 80er Jahre einen Namen und fasste die Symptome unter "Acquired Immune Deficiency Syndrome", also AIDS, zusammen. 1983 schließlich gelang den Virologen Luc Montagnier und Robert Gallo, unabhängig voneinander, die Entdeckung des HI-Virus. Der wirkliche Beginn der Forschung über HIV und AIDS war somit gesetzt. Die Krankheit wurde in diesem Rahmen in vier Phasen eingeteilt.
Die vier quälenden Phasen, die in den Tod führen
 
Der erste Infektionsabschnitt, "die akute Phase" kann bei dem einen oder anderen ohne Beschwerden ablaufen. Sonst treten grippeähnliche Symptome auf. Dazu zählen bspw. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Fieber, Gelenkschmerzen. Aber auch Hautausschlag, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen können auftreten.

In der "Latenzphase", wie der Name vermuten lässt, vermehrt sich das Virus versteckt. Das heißt, der Infizierte bemerkt seine Infektion nicht. Während dieser Zeit werden zunehmend mehr Immunzellen zerstört, bis letztendlich nur noch sehr wenige übrig bleiben.

Kommt der HIV-Positive in den "Aids Related Complex, dann tritt hierbei wieder dieselben Symptome der "akuten Phasen" auf. Jedoch mit dem erschreckenden Befund, dass diese nicht verschwinden. Das Immunsystem des Infizierten hat es nun sehr schwer die Bakterien und Viren, die beispielsweise in der Straßenbahn, im Kino oder im Supermarkt umher schwirren, abzuwehren. Diese symptomatische Phase ist ein Hinweis darauf, dass der Betroffene an AIDS erkranken wird.

Der Körper besitzt in der "AIDS / Krankheitsphase" und somit vierten, letzten Phase kaum noch Immunzellen, sodass es zu sprunghaften Infektionen kommt. In dieser Situation spricht man erst vom Vollbild AIDS. Es sind meist harmlose Bakterien und Viren, die ein gesunder Organismus meist problemlos abblocken und bekämpfen kann, die jedoch den AIDS-Patienten über kurz oder lang töten werden.
HIV-2-Infektion verläuft langsamer

Ob nun die einzelnen Phasen länger oder kürzer sind, ist davon abhängig, ob es sich um den Stamm HIV-1 oder HIV-2 handelt.
Die Stämme kommen, mit einer unterschiedlichen Häufung in bestimmten Regionen weltweit, mehr oder weniger vor. HIV-1 kommt beispielsweise in Mitteleuropa am Häufigsten vor. Es ist eine Ähnlichkeit im Bezug zum "klinischen Infektionsverlauf" bei beiden Stämmen festzustellen. Anscheinend verläuft jedoch eine Infektion mit HIV-2 langsamer.   

Der Phasenverlauf ist auch noch von anderen Faktoren abhängig. So wirkt sich beispielsweise ein erhöhter Nikotinkonsum und Alkoholgenuss mit Sicherheit negativ auf den Krankheitsverlauf aus. Zum einen wird die Leber unter anderem durch den Alkohol geschädigt und der Teer des Zigarettenrauchs lagert sich zum Beispiel in den Lungen ab. Somit ist der Organismus vorbelastet und kann noch schlechter gegen die HI-Viren ankämpfen.   

Aber es gab auch im medizinischen Bereich Fortschritte wie die Entwicklung der "hoch-aktiven anti-retrovirale Therapie", kurz: HAART. Sie wird nur von ärztlicher Seite während einer HIV-Infektion verschrieben. Der zeitliche Beginn wird dabei meist an der Viruslast und an der Anzahl der Abwehrzellen festgemacht.  
So könnte der "Pillenmix" der HAART aussehen.
So könnte der "Pillenmix" der HAART aussehen.
iStockPhoto.com / FotografiaBasica
Deutliche Nebenwirkungen der HAART

Diese lebensbegleitende, medikamentöse Kombinationstherapie geht mit vielen Nebenwirkungen einher. So können unter anderem, vor allem in den ersten Wochen nach dem Therapiebeginn, Müdigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und Hautausschläge auftreten. Diese Symptome verschwinden jedoch meist langsam wieder. Lang anhaltend verschwindet jedoch das Unterhautfettgewebe im Gesicht, an den Armen und Beinen. Die Fettreserven nehmen hingegen im Bauch und Nacken zu. Man spricht auch von einer Lipodystrophie (Fettumverteilung).

Auch wenn sich mit der HAART die Viruslast unter die Nachweisegrenze senken läßt, so führt sie jedoch zu keiner völligen Heilung und ist für den HIV-Positiven definitiv sehr belastend. Dennoch stellt die Deutsche AIDS-Hilfe heute fest, dass ungeschützter Sex mit einem HIV-Positiven, dessen Viruslast sich belegbar unter der Nachweisgrenze befindet, sicherer ist, als Sex mit einem Unbekannten, über dessen Infektionsstatus man nichts weiß.
Das Kondom ist und bleibt die sicherste Methode zum Schutz vor HIV/AIDS.
Das Kondom ist und bleibt die sicherste Methode zum Schutz vor HIV/AIDS.
iStockPhoto.com
Zwischenfälle beim Sex: Risikokontakte

Trotz aller Vorsicht kann es beim Sex auch zu Zwischenfällen kommen, die das Risiko einer Infektion ansteigen lassen. Solche Gefahren sind zum Beispiel ein gerissenes Kondom beim Analverkehr oder Samenflüssigkeit in den Augen und im Mund. Wenn die Unsicherheit im Raum steht, ob es zu einer oder keiner Infektion gekommen ist, dann wird auch von einem      Risikokontakt gesprochen.

Es ist in diesem Falle sehr wichtig einen HIV-Antikörpersuchtest durchführen zu lassen. Damit erlangt man für sich selbst die Gewissheit und kann seinem Gegenüber die nötige Sicherheit geben. Mittels einer Blutentnahme wird getestet, ob der Organismus Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Ist dies der Fall, lautet die Diagnose: HIV-positiv.

Das Testergebnis gilt erst drei Monate nach dem letzten Risikokontakt als sicher, da der Organismus meist erst dann die Menge an Antikörper gegen das Virus gebildet hat, die mittels des Tests nachweisbar sind. Somit bringt ein Test am Tag oder in der Woche darauf, noch keine Aussage darüber, ob man sich wirklich mit HIV infiziert hat oder nicht.
Die PEP ist nur kurze Zeit nach einem Risikokontakt möglich.
Die PEP ist nur kurze Zeit nach einem Risikokontakt möglich.
iStockPhoto.com / adventtr
Notfallmedikamente nach dem Risikokontakt

Falls aber ein klar benennbares Risiko besteht, gibt es die Möglichkeit der "HIV-Postexpositionsprophylaxe" (kurz: HIV-PEP). Diese kommt zum Einsatz, wenn ein HIV-Negativer mit einem HIV-Positiven ungeschützten Analverkehr hatte (zum Beispiel Kondom geplatzt) oder Sperma des HIV-Positiven in den Mund des HIV-Negativen gelangt ist. Wenn eine Infektion des Sexualpartners sehr wahrscheinlich ist, sollte ebenfalls eine PEP in Betracht gezogen werden. 

Mit der HIV-PEP sollte in einem Zeitfenster von zwei bis vierundzwanzig Stunden nach dem Risikokontakt begonnen werden. 
Die Einschätzung, wie wahrscheinlich das Risiko einer Ansteckung gewesen ist, erfolgt durch einen Arzt beziehungsweise eine Ärztin. Dem Hilfesuchenden werden für eine Dauer von vier Wochen, eine Kombination aus drei Medikamenten verabreicht. Der Schutzeffekt dieser Sofortmaßnahme liegt schätzungsweise bei circa 80% und kann mit Nebenwirkungen einhergehen, die sich in Form von Übelkeit, Durchfall und Abgeschlagenheit äußern.
Auch "Positiv" geht das Leben weiter

Einer breiten Öffentlichkeit wurde dank der Fernsehserie "Queer as folk" die Beziehung zwischen einem HIV-negativen und einem HIV-positiven Mann vor Augen geführt. Diese Pärchen war über mehrere Staffeln fester Bestandteil der Serie, die sich auch sonst um größtenteils homosexuelle Protagonisten drehte.

Es wurde deutlich gezeigt, welche Befürchtungen im Bezug zu dieser Beziehung anfangs im Raum standen. Ferner wurden offensichtlich, dass der HIV-negative Mann sich in einigen Situationen nur schwer in die Lage des HIV-positiven versetzten konnte. Dem Zuschauer wurde vor Augen geführt, dass eine Beziehung trotz der schweren Infektion möglich ist.
Und dies ist nicht nur in der Fiktion der Fall

Der Infizierte Michael Jähme berichtet gegenüber dem Magazin "FRESH", dass er 1990 die Diagnose "HIV-positiv" bekommen hatte. Er beschreibt sein Leben als "Schatz an Erfahrungen". Es lag nicht in seiner Vorstellung, so alt werden zu können.
Die Diagnose "positiv" beinhaltet keinen Freifahrtschein für ungeschützten Sex: Es drohen Infektionen mit zum Beispiel Syphilis oder Tripper.
Die Diagnose "positiv" beinhaltet keinen Freifahrtschein für ungeschützten Sex: Es drohen Infektionen mit zum Beispiel Syphilis oder Tripper.
iStockPhoto.com
"Superinfektion" ausgeschlossen

Von einer sogenannten "Superinfektion", also wenn zwei Virenstämme aufeinandertreffen, berichtet der kanadische "case report": Bei einem Mann, der Jahre mit einer geringen Viruslast gelebt hat, stieg diese nach dem Kontakt mit einem anderen HIV-positiven Mann deutlich an. Sein Immunsystem verschlechterte sich aufgrund der "Superinfektion" deutlich, wie es im"case report" heißt.

Zurzeit gibt es ausschließlich eine handvoll nachgewiesener Fälle der "Superinfektion", somit tritt sie höchst selten auf. Es besteht die Vermutung, dass sich verschiedene HIV-Stämme gegenseitig verdrängen. Als aggressiver gilt das afrikanische HI-Virus. Dringt es zusätzlich in den Organismus ein, wo bereits das europäische Virus existent ist, dann löscht es dieses aus.  

Ein HIV-Positiver sollte sich dennoch überlegen, ob er mit einem ebenfalls HIV-Positiven ungeschützten Sex vollzieht. Geschlechtskrankheiten wie beispielsweise Tripper oder Syphilis können durch ungeschützten Sexualkontakt übertragen werden und das Immunsystem zusätzlich schwächen.

Damit sich die Lebensqualität bei HIV-Infizierten nicht durch Fahrlässigkeit verschlechtert, ist und bleibt auch hier das Kondom die sicherste Methode um den Schutz zu gewährleisten.    
Hast du Fragen, die dich bewegen?

In unserer Wissens- und Ratgeberplattform für queere Jungs hilft sich die DBNA-Community sich gegenseitig. Registriere dich jetzt bei DBNA und stelle deine Frage!

Tags: Ratgeber HIV

Mehr für dich