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dbna'ler des Monats

Fabian (19) aus Höxter

Von Fabian
Fabian (19) aus Höxter

Der Student erzählt über sein Leben auf dem Land, wieso er nie von dort wegziehen möchte und weshalb er mit der schwulen Szene wenig anfangen kann. Außerdem verrät er, wie er geholfen hat, ein Kalb zur Welt zu bringen.

Fabian, dein Onkel hat einen Bauernhof, wo du ganz viel mithilfst. Was machst du denn da so?

Im Sommer helfe ich ihm durchgehend mit dem Hof, auch mal nachts, im Winter ist aber weniger zu tun. Da machen wir vor allem Holz zum Heizen. Im Frühling und Sommer gibts dafür mehr zu tun: Mit dem Trecker rumfahren, das Feld bestellen, Saatgut rausbringen, düngen. Und er hat 70 Rinder, die müssen natürlich gemolken werden.

Das heißt, du kannst eine Kuh melken? Geht das nicht mit einer Maschine?

Klar kann ich das. Bevor man die Melkmaschine ansetzt, muss man ja vormelken. Schauen, ob die Kuh gesund ist, alles saubermachen und ersten Milchstrahlen kontrollieren. Bei uns dürfen die Kühe noch raus auf die Weide, da werden die auch mal dreckig. Die sind im Sommer alle draußen und glücklich. Das ist keine Massentierhaltung. Trotzdem wird es nicht besser bezahlt, weil es eben noch keine Biohaltung ist.

Was war denn dein spannendstes Erlebnis auf dem Bauernhof?

Ich war öfter bei der Geburt von Kälbern dabei, die ich auch selber durchgeführt habe. Also nur die Kuh und ich (lacht). Die Kuh kriegt dann Wehen und fängt an zu brüllen. Irgendwann sieht man dann Füße hinten rauskommen. Manchmal ist das Kälbchen aber so groß, dass die Kuh es nicht alleine schafft. Da habe ich die Ärmel hochgekrempelt und den Geburtshelfer angesetzt. Das ist so eine Art Zange. Und dann zieht man das Kalb eben raus.

Fabian weiß eigentlich schon immer, dass er schwul ist. Nur ausgelebt hat er es lange nicht.
Fabian weiß eigentlich schon immer, dass er schwul ist. Nur ausgelebt hat er es lange nicht.
Fabian

Wow, das ist ja ziemlich cool. Wie hat sich das angefühlt? Warst du aufgeregt?

Aufgeregt war ich nicht so. Ich habe davor meinem Onkel ja ganz oft zugeschaut. Manchmal sind die Kälber noch nicht so fit, dann muss man die mit Wasser übergießen oder mit Stroh abreiben, wie es die Kuh mit ihrer Zunge machen würde, um den Kreislauf des Neugeborenen anzuregen. Und natürlich macht es mich sehr stolz, wenn man es nach oft zwei Stunden schon putzmunter auf den Beinen und springen sieht.

Dein Onkel geht bald in Rente. Kannst du dir vorstellen, den Hof zu übernehmen?

Ich kenne den Bauernhof von Kindesbeinen an. Ich war schon immer hier. Mit sieben war ich das erste Mal auf einem Trecker und bin langsam gefahren. Aber ich studiere, und als Hobby ist es zu viel, das alles zu machen. Für einen Beruf aber zu wenig. Dafür ist der Stall zu klein.

Auf dem Land ist es ja nicht ganz so leicht, schwul zu sein. Bist du denn dort geoutet?

Nein, nicht bei allen. Bei meinem besten Kumpel auf jeden Fall, aber es sind nicht alle ganz so offen hier. Hier sind die meisten katholisch, und vor allem ältere Leute haben andere Ansichten. Und die tratschen eben ganz gerne. Auch meine Familie weiß nichts. Vielleicht ahnen sie was. Das wird sich mit der Zeit ergeben, denke ich.

Viele wollen deshalb unbedingt weg vom Land. Du hast dich aber entschieden, ganz in der Nähe zu studieren. Wieso?

Ich habe schon überlegt, es gibt ja schöne Städte, wo man studieren kann. Aber so ganz ohne Bauernhof geht dann doch nicht. Der ist so wichtig für mich, dass ich nicht weg möchte. Ich bin auch jetzt noch total oft dort, und es macht mir Riesenspaß. Und es ist auch eine Freizeitbeschäftigung mit Freunden und Familie: Wir gehen zusammen in den Wald, sägen Holz, und dann gibt es eben Brötchen, Bier und Kaffee dazu. Genauso bei der Ernte. Alleine schafft man das nicht. Das ist eine Aufgabe, aber eben auch ein Hobby. So eine gute Stimmung hat keiner bei der Arbeit.

Fabian wünscht sich einen Mann, der auch auf dem Bauernhof mithilft und anpacken kann.
Fabian wünscht sich einen Mann, der auch auf dem Bauernhof mithilft und anpacken kann.

Was studierst du denn?

Ich studiere Baumanagement Hochbau, mittlerweile im dritten Semester. Eigentlich lässt es sich gut erklären: Das ist eine Mischung aus Architektur und Bauingenieurswesen. Das deckt viele Berufsbereiche ab, also liegt es einem völlig frei, seine weitere Fortbildung zu wählen. Man kann sofort als Bauleiter anfangen oder man studiert zum Beispiel den Master in Architektur.

Seit wann weißt du denn überhaupt, dass du schwul bist?

Eigentlich schon immer. Aber ich hatte nie das Bedürfnis, irgendwas zu unternehmen. Wenn man älter wird, merkt man schon, worauf man achtet. Ich wusste auch am Anfang erst nicht, dass es dbna gibt. Da bin ich ja erst seit Februar. So richtig fing es mit 14 an oder so. Aber ich habe es eben nicht ausgelebt. Und ich hatte eben andere Verpflichtungen und Interessen: Die Schule, der Bauernhof. Da bleibt nicht viel Freizeit. Ist beides auch so eine Art Ablenkung.

Du entsprichst ja so gar keinem schwulen Klischee. Wie reagieren denn deine Freunde, dass du keine Freundin hast?

Die sagen schon öfter mal, dass sie mich mit der oder der verkuppeln wollen. Aber ich sage dann, dass sie mir nicht gefällt oder so. Mein bester Kumpel, der es weiß, grinst dann immer nur. Aber ich nehme es einfach, wie es kommt. Das entwickelt sich mit der Zeit schon, das hat keine Eile.

Wann hast du dich denn bei deinem besten Freund geoutet?

Relativ spät, erst in diesem Sommer. Er kommt gut damit klar. Ach, das war einfach so ein Zufall, weiß ich selber nicht mehr so genau. Irgendwie sind wir darauf gekommen, und ich habe nicht direkt Nein oder Ja gesagt. Später habe ich dann mit ihm darüber gesprochen. Er hat gesagt, es sei ihm egal, er mag mich trotzdem.

Geoutet ist Fabian nur bei seinem besten Kumpel. "Das entwickelt sich mit der Zeit schon", sagt er.
Geoutet ist Fabian nur bei seinem besten Kumpel. "Das entwickelt sich mit der Zeit schon", sagt er.

Hast du denn schwule Freunde oder Bekannte?

In der Gegend schon ein paar. Und ich war auch einmal auf einer schwulen Party in Hannover. Aber ich mag Partys generell nicht so, das ist so laut und eng dort. Ich bin einfach nicht so der Partytyp. Ich bin einer, der sich lieber mit Freunden in den Garten setzt und den Grill anschmeißt. Dieses angeblich als schwul angesehene Leben vermisse ich auch gar nicht. Es muss nicht jeder Schwule so sein wie man es immer als typisch dafür ansieht. Viele sind es nämlich nicht.

Wenn du einen Jungen triffst: Wie reagieren die denn auf dein Bauernhof-Leben?

Die freuen sich total, einige finden das auch interessant und fragen, ob sie mal mit mir Trecker fahren dürfen. Viele sagen, ich bin so ein typischer Bauernbursche, ein hübscher, kleiner Landjunge (lacht).

Wie sollte denn dein Traummann aussehen?

Ich hätte schon Lust auf eine Beziehung, auf jeden Fall. Das Problem ist eben die Entfernung, weil es hier nicht so viele gibt, aber das wäre okay. Er sollte nicht zu klein sein, weil ich selbst 1,92 Meter groß bin. 1,78 wäre schon ein bisschen klein (lacht). Er soll einen netten Charakter haben, und er muss mit auf den Bauernhof kommen. Er darf keine Angst vor Dreck haben. Ich brauche einen Mann, der auch mal anpacken kann. Und das Typische: Treu, humorvoll, ehrlich und all das, was ich eigentlich schon als Standard ansehe. Er sollte technisch veranlagt sein, sich für Autos interessieren. Ich brauche keinen, der Angst hat, dass sein Fingernagel abbrechen könnte.

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Weitere Quellen: Fabian/privat

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