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Geschichten

Marten (17) erzählt von seinem Coming-out

Marten (17) erzählt von seinem Coming-out

Der 17-jährige Gymnasiast kam anfangs mit seiner sexuellen Orientierung überhaupt nicht klar. Obwohl er schon in der Grundschule das Interesse am selben Geschlecht bemerkte. Hier ist seine Coming-out-Geschichte...

Wirkliche Gedanken über mein Outing habe ich mir erst im Oktober des letzten Jahres gemacht. Zwei Wochen vor dem Coming-Out-Day 2016, von dem ich damals noch nichts wusste, wurde ich immer melancholischer und neigte schon zu einer regelrechten Depression, da ich mit meiner sexuellen Orientierung überhaupt nicht klarkam. Und das, obwohl ich schon in der Grundschule das Interesse am selben Geschlecht bemerkte.

Um Druck abzubauen und mich unter der Woche auszupowern ging ich immer in den nahgelegenen Feldern joggen. Kurz vor meinem letztendlichen Coming-out am 12. Oktober 2016 war es dann soweit:

Meine eigenen Emotionen haben mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich beim Laufen anfangen musste zu weinen, unkontrolliert. Nachdem ich wieder zu Hause angekommen bin musste etwas geschehen. So konnte es schließlich einfach nicht weitergehen!

Jahrelang hatte ich meine sexuelle Orientierung verheimlicht und jeglichen Gedanken an das Schwulsein unterdrückt. Ich habe mich für einen schlechten Menschen gehalten, mir Gedanken über die Meinung der anderen Menschen in meinem Leben gemacht, über meine Familie und meine Freunde. 

Wie würden Sie es aufnehmen? Würden meine Eltern mich verstoßen?

Praktischerweise waren in NRW gerade Herbstferien, sodass ich genug Zeit hatte zum Thema zu recherchieren. Zuallererst habe ich mich natürlich über die Personen informiert, vor denen ich am meisten Angst hatte: Menschen, die gegen andere Menschen hetzen, die eine andere sexuelle Orientierung haben als sie selbst. Ich war schockiert von den sehr extremen Meinungen verschiedenster Menschen auf YouTube doch anschließend stieß ich auf den YouTube-Kanal von dbna (dbnaTV). 

Das Video "Schwule Küsse in der Öffentlichkeit" hat mir Mut gegeben, mich meinen Gefühlen zu stellen. Ich wollte offen mit meiner sexuellen Orientierung leben können und mich nicht in eine Beziehung hineinzwängen, die gegen meine wirkliche sexuelle Orientierung geht. Ich wollte irgendwann einmal einen Freund haben, den ich lieben kann und der mich liebt, eine richtige Beziehung führen.

Coming-out-Geschichten

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In einem zweistündigen auf und ab durch mein Zimmer habe ich alle meine Zweifel und Ängste über Board geworfen und bin zu meiner Mutter ins Wohnzimmer gegangen. Nachdem ich sehr lange, in Gedanken versunken auf den Fernseher gestarrt habe, nahm ich die Fernbedienung um ihn auszuschalten und sagte ihr, dass ich schwul bin. Ich fühlte mich nicht wie ich selbst sondern eher wie jemand der gerade neben mir saß. Ziemlich überraschend fing sie an zu weinen und meinte, dass sie sehr stolz auf mich ist. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Keine Stunde nach meinem ersten Outing habe ich mich sofort auf dbna registriert.

Kurz darauf erzählte sie es dann meinem Stiefvater und meinen Großeltern, die mein Coming-Out alle sehr überraschend ganz positiv aufnahmen. Zuletzt war nur noch mein Vater dran, der im Schwarzwald lebt. Ihm habe ich es ein paar Wochen darauf am Telefon gesagt. Nachdem das Gespräch beendet war hörte ich sechs Monate lang nichts von ihm aber letztlich war meine sexuelle Orientierung auch für ihn überhaupt kein Problem mehr. Ich fahre noch immer fast immer in Ferien zu ihm und kann offen mit ihm über meine sexuelle Orientierung sprechen.

Marten mit seinem Freund.
Marten mit seinem Freund.

Marten

Heute gehe ich generell sehr offen mit meiner sexuellen Orientierung um. 

Wenn ich gefragt werde, antworte ich immer ehrlich. Vor irgendwelchen Vorurteilen habe ich keine Angst und ich kann selbst im Freundeskreis und in der Schule über Witze zu meiner Sexualität lachen, was viele meiner Mitschüler bewundern. Auch mein Wunsch nach einer Beziehung hat sich ganz schlagartig und unerwartet erfüllt. Meinen Freund kenne ich jetzt schon seit Mai 2017 und seit dem 24. August 2017 sind wir zusammen. Wir lieben, ergänzen und unterstützen uns auf eine einzigartige Weise.

Auch an meinen Hobbys hat sich seit dem Outing einiges geändert. Vor dem Outing habe ich fast täglich gezockt und programmiert, war damit die meiste Zeit zu Hause oder mit Freunden draußen beschäftigt. An den Treffen mit Freunden hat sich natürlich nichts geändert, aber an den anderen Beschäftigungen. Meinen Computer habe ich kurz nach dem Outing verkauft und mit dem täglichen Joggen angefangen. Zwischendurch habe ich kurzzeitig Krafttraining betrieben und inzwischen habe ich die Liebe zum Schwimmen gefunden. Weiterhin bin ich seit kurzer Zeit im dbna-Team vertreten und habe Spaß an meinen Aufgaben im Support und in der Promotion.

Ich hoffe ich kann mit der Geschichte über mein Outing den Jungs helfen, die dieses bald vor sich haben. 

Es gibt keinen Grund, sich für seine Orientierung zu schämen. Denn die Liebe, egal ob gleichgeschlechtlich oder nicht, ist etwas Wunderbares, auf das niemand jemals verzichten sollte!

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