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Film-Tipp

"Pride" - Gemeinsam sind wir stark

"Pride" - Gemeinsam sind wir stark

Senatorfilm

Zwei Gruppen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, treffen aufeinander: Bergarbeiter und Aktivisten der Schwulenbewegung. Im Film "Pride" werden Konflikte ausgetragen, aber auch Partys gefeiert.

London, im Sommer 1984: Die Schwulen- und Lesbenbewegung ist in vollem Gange und feiert den Gay Pride. Zur gleichen Zeit droht die konservative Regierung unter Margaret Thatcher damit, Zechen zu schließen, was gut 20.000 Bergarbeitern den Job kosten könnte. Daraufhin streiken die Bergleute in ganz Großbritannien. Da kommt der schwule Aktivist Mark (Ben Schnetzer) auf eine Idee: Er will den Streikenden helfen, indem er LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners; auf Deutsch: Lesben und Schwulen unterstützen die Bergarbeiter) gründet.

Warum sollten ausgerechnet Schwule und Lesben helfen?

Seine Idee findet innerhalb der Community wenig Zuspruch: Wieso sollen ausgerechnet Schwule und Lesben helfen? Homosexuelle haben genug eigene Probleme. Doch Mark gibt nicht auf: Er zieht Parallelen im Schicksal der beiden Gruppen, die sich eigentlich so fremd sind: Beide werden von der Regierung unterdrückt, von der Polizei verfolgt und von den Medien falsch dargestellt. Immerhin ein paar Freunde kann er überzeugen, bei LGSM mitzumachen.

Also sammeln sie Geld, werden für ihr Engagement aber gleichzeitig von der eigenen Community verhöhnt. Doch die Gruppe gibt nicht auf: Sie rufen wahllos in einem Dorf in Wales an, wo ein großes Kohlefeld liegt. Und sie haben Glück. Der Vertreter der örtlichen Bergleute Cliff (Bill Nighy) reist nach London, um die Aktivisten zu treffen, die immerhin schon einen respektablen Geldbetrag sammeln konnten.

Cliff ist zunächst verwirrt, denkt er doch, das L stehe für London. Er springt über seinen Schatten und will mit LGSM zusammenarbeiten. Am Abend hält er noch eine Rede in einer Schwulenbar. Anfangs kritisch, ist die Masse am Ende begeistert von der Unterstützungskampagne.

Ein Tanz mischt das ganze Dorf auf

Begeistert von dem vielen Zuspruch, will Cliff die Londoner zu sich nach Wales einladen. Doch dafür muss er erst einmal das örtliche Komitee überzeugen: Dort herrschen nach wie vor Vorurteile und Abneigung. Doch die Gruppe um Mark reist nach Wales. Die Bergleute sind anfangs kritischer mit den Schwulen als die Schwulen mit den Bergleuten: Nach der Begrüßung der Schwulen und Lesben verlassen viele Arbeiter den Saal. Das Dorf ist gespalten, doch die Notlage, in der sich die streikenden Minenarbeiter befinden, lässt die meisten ihre Vorurteile überwinden.

Die Gruppe LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) wird geboren. Hauptquartier: der Buchladen von Gethin.
Die Gruppe LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) wird geboren. Hauptquartier: der Buchladen von Gethin.

Senatorfilm

Als auch noch Jonathan (Dominic West) mit seinem großartigen Tanz nicht nur die Damen, sondern auch die Männer begeistert, sind die meisten überzeugt. Schließlich können die Schwulen den Walisern wertvolle Tipps geben, was etwa ihre Rechte gegenüber der Polizei angeht. Mit der haben sie immerhin selbst genug Erfahrung gemacht.

Neben dieser Haupthandlung bietet "Pride" einige kleine Nebenhandlungen, die nur ganz fein angedeutet werden, den Film aber umso interessanter und authentischer machen. Da ist Joe (George Mackay), den alle nur "Bromley" nennen, dem ländlichen Stadtteil, aus dem er kommt. Der 20-Jährige ist der jüngste der Aktivisten. Seine Eltern ahnen nichts davon, bis sie zufällig Fotos aus Wales entdecken. Joe bekommt Hausarrest, am Ende kann er sich jedoch gegen seine Eltern wehren.

Alltägliche Geschichten neben dem außergewöhnlichen Streik

Für die Geschichte von Gethin, der ursprünglich auch aus Wales stammt und seit Jahren nicht mehr mit seiner Mutter gesprochen hat, reichen zwei Worte: Während des Besuchs in Wales fährt er in seine Heimat, klopft an die Haustür und sagt "Hallo, Mutter". Es sind diese kleinen Episoden, die den Film um so viel erweitern und ihm eine authentische Note verpassen. Die alltäglichen Geschichten neben dem einmalig großen Streik die trotzdem geschehen.

Jonathan (Dominic West) und Hefina (Imelda Staunton) lassen es im Gemeindesaal von Onllwyn in Wales krachen.
Jonathan (Dominic West) und Hefina (Imelda Staunton) lassen es im Gemeindesaal von Onllwyn in Wales krachen.

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So ernst die Sozialkomödie auch an vielen Stellen ist, so urkomisch ist er auch. Etwa als die walisischen Damen mit ihren schwulen Freunden die Londoner Szene entdecken. Hier schafft Regisseur Matthew Warchus es, absolut klischeefrei zu arbeiten und dadurch umso unterhaltsamer zu werden. Genauso fantastisch ist die Tanz-Szene von Jonathan. In der walisischen Einöde tanzt ein Schwuler zu Donna Summer auf den Tischen und wird dafür geliebt.

Der Film ist auf einer ehrlichen Basis lustig und überhaupt nicht überzeichnet. Warchus hat einen wunderbar komischen, aber auch bewegenden Film geschaffen, der auf einer wahren Geschichte beruht: Den Streik und LGSM gab es wirklich.

Sie kämpfen trotz Schwierigkeiten für ihre Ziele

"Pride" zeigt, wie stark Menschen sind, wenn sie zusammenarbeiten. Doch dafür müssen beide erst einmal ihre vielen Vorurteile abbauen und bereit dazu sein, über ihren Schatten zu springen, denn das gilt sowohl für die Schwulen und Lesben als auch für die Bergarbeiter.

Der Grund hinter den Klischees ist einmal mehr vor allem Unwissenheit: Cliff gibt beim ersten Treffen zu, dass Mark der erste Schwule ist, den er je gesehen hat. Die taffe Antwort: "Und Sie sind der erste Bergarbeiter, den ich kennenlerne."

Sind die Berührungsängste erst einmal aus dem Weg, ist eine großartige und fruchtbare Zusammenarbeit möglich. Zwar wird am Ende nicht jede gemeinsame Schlacht gewonnen, eine Erkenntnis bleibt aber auf jeden Fall: Trotz Anfangsschwierigkeit lohnt es sich, für seine Ziele zu kämpfen.

Tags: Streaming
Weitere Quellen: Senatorfilm - Fabian Schäfer

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